Pause – Und was kommt dann?

Seit gestern Abend herrscht Klarheit: Floorball Deutschland setzt seinen Spielbetrieb bis Jahresende aus. Das gab der Dachverband auf seiner Homepage bekannt. Nach der Entscheidung der Ministerpräsidenten und der Bundesregierung ab Montag einen erneuten Lockdown durchzusetzen, blieb der SBK keine andere Wahl. Durch die politischen Entscheidungen wird nicht nur der Spielbetrieb im kommenden Monat ruhen, auch der Trainingsbetrieb ist im November deutschlandweit eingestellt.

Es war die erwartete Reaktion auf die Entscheidung der Politik. Hatte Floorball Deutschland zuvor noch versucht den Spielbetrieb irgendwie am Laufen zu halten, blieb ihnen nach der Ankündigung eines erneuten Lockdowns keine andere Wahl: Der Spielbetrieb wird bis Ende des Jahres ausgesetzt. Damit gehen die Verantwortlichen des Dachverbandes noch einen Schritt weiter als von der Politik gefordert. Da aber im kommenden Monat auch kein Trainingsbetrieb möglich sein wird, ist die Entscheidung naheliegend, den Spielbetrieb erst im neuen Jahr wieder aufzunehmen. Zudem gibt man den Vereinen so Planungssicherheit, wie Vorstandsmitglied Jan Brandt erklärte. Eine kleine Chance auf Floorballspiele in diesem Jahr gibt es allerdings noch: Möglicherweise können im Dezember vereinzelt Nachholspiele stattfinden, wenn sich die Lage im Land bis dahin deutlich verbessert hat. Ob das auch so kommt bleibt abzuwarten.

Die Entscheidung den Spielbetrieb einzustellen, war so zu erwarten, wenn man sich die Entwicklung der Fallzahlen in den letzten Wochen ansieht. Dass jetzt durch den erneuten Lockdown auch der Trainingsbetrieb für mindestens einen Monat ruhen muss, trifft die Vereine besonders hart. Viele hatten schon im Frühjahr große Probleme zu überleben, jetzt folgt wieder ein Monat der Ungewissheit. Entsprechend kritisch äußerte sich DOSB Präsident Alfons Hörmann zu den neuen Bestimmungen: „Leider berücksichtigt der generelle Lockdown nicht die vielfältigen und erfolgreichen Aktivitäten des Sports, der durch ein hohes Maß an Disziplin und mit der konsequenten Umsetzung von Hygiene-Konzepten erreicht hat, dass der Sport nachweislich kein Infektionstreiber ist.“ Das komplette Statement findet ihr hier.

Dass es nicht alle so sehen, wie der DOSB Präsident zeigt die Umfrage unter den Bundesligateams, die im Rahmen der SBK Sitzung am Montag durchgeführt wurde. Viele Teams der ersten und zweiten Liga sahen eine Weiterführung des Spielbetriebs für unverantwortlich. Allen voran Schenefeld, die vor einer Woche mit ihrem Statement den Startschuss für die Diskussion lieferten. Eine ähnliche Erfahrung machte der Landesverband Schleswig-Holstein, der des Spielbetrieb zuletzt auf einer freiwilligen Basis durchführte. Das Ergebnis war eine Absage aller Spiele, da die Vereine nicht antreten wollten.

Wie sieht die Zukunft aus?

Der Spielbetrieb ist also abgesagt, auch der Trainingsbetrieb steht still. Der Lochball ruht mehr oder weniger für den Rest des Jahres, doch was kommt danach? Wie kann es wohlmöglich weitergehen, wie sehen Konzepte zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs aus? Mit diesen Fragen, insbesondere mit der Ausarbeitung eines Konzeptes wird sich nun die SBK von Floorball Deutschland befassen. Zusammen mit einigen Vereinen soll eine Task-Force ins Leben gerufen werden, die sich mit dem Thema befasst und die Möglichkeiten auslotet. Grundsätzlich hat der Dachverband schon vor der Saison entsprechende Maßnahmen getroffen, um auf eine solche Situation gut vorbereitet zu sein. So wurden in den Durchführungsbestimmungen die Möglichkeit geschaffen die Saison früher zu beenden als nach Hin- und Rückrunde mit anschließenden Playoffs.

Das Mindestziel sollte die Durchführung einer Einfachrunde sein. Etwas weniger als die Hälfte der dafür benötigten Spiele wurden bereits gespielt. Bereits im Anschluss könnte man in die Playoffs starten. Alternativ besteht auch die Möglichkeit die Playoffs zu streichen und stattdessen die Saison nach Hin- und Rückrunde zu beenden. Welche Lösung auch gewählt wird, Flexibilität wird wohl weiterhin ein großes Thema bleiben und den Verantwortlichen eine Menge abverlangen. Durch die dynamische Entwicklung des Infektionsgeschehens können sich die Bedingungen in einzelnen Regionen oder auch im gesamten Bundesgebiet von Tag zu Tag sehr stark verändern. Das sieht auch Jan Brandt so: „Die Corona-Zeit stellt unseren Verband, wie viele andere auch, vor große planerische Herausforderungen. Wir müssen theoretisch von Woche zu Woche darauf gefasst sein können, dass sich die Situation und die rechtlichen sowie gesundheitlichen Bedingungen in Gesamtdeutschland oder in einzelnen Regionen wieder ändern können. Um auf diese Anforderungen flexibel reagieren zu können, brauchen wir eine ständige Evaluation der Situation und klare Modelle, die notfalls immer wieder angepasst werden können.”

Solche Modelle müssen aber nicht nur für die Bundesligen gefunden werden. Eine andere Herausforderung ist die Durchführung des Floorball Deutschland Pokals. Anders als die Bundesliga gibt es hier mit dem Final4 ein klar definiertes Enddatum. Dass die Szene Anfang März in der Berliner Max Schmeling-Halle eine Floorball-Party feiern wird, ist aktuell nur schwer vorstellbar. Sollte es doch dazu kommen, dann wohl nur unter entsprechenden Auflagen und Hygienekonzepten. Am einfachsten wäre es sicherlich den Pokalwettbewerb oder zumindest das Final4 abzusagen. Durch eine gänzliche Absage des Pokals würde man wieder etwas mehr Platz im Kalender bekommen, den man für die Bundesliga nutzen könnte. Eine Absage des Final4s hätte zumindest den Effekt, dass bei der Durführung des Pokals kein Zeitdruck mehr herrscht. So würden Halbfinale und Finale dann als Einzelspiele wie in den Runden zuvor zu stattfinden. Welche Entscheidung auch immer getroffen wird, es warten weiter schwierige Zeiten auf den deutschen Floorball.

Doch vielleicht ist auch nicht alles schlecht. Der Lockdown im Frühjahr sorgte dafür, dass einige Projekte (endlich) umgesetzt wurden, für die zuvor schlicht die Zeit gefehlt hatte. Möglicherweise sehen wir im November einen ähnlichen Effekt. Ein konkretes Beispiel für Vereine könnte die Umsetzung eines Livestreams sein, den mittlerweile schon einige Bundesligisten anbieten. Sollte Floorball Deutschland seine Ankündigung hier wahr machen, einen Livestream ab der kommenden Saison verpflichtend für die Bundesliga einzuführen, wäre es umso mehr sinnvoll investierte Zeit. In diesem Sinne sollten wir jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern die Zeit ohne unseren geliebten Lochball nutzen, um uns über die Zukunft Gedanken zu machen, damit der Sport irgendwann die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient.