In den deutschen Bundesligen dominieren diverse Einzelkönner die Scorerwertungen ihrer Teams. Meistens alleine, etwa wie der Wernigeroder Poutanen, manchmal zumindest im Duett, wie die Bonner Florian Weißkirchen und Safak Temel. Sechs Thesen, warum dem so ist und was es über den Zustand der Liga aussagen könnte.
Zwar spielen die Devils auch so schon keine berauschende Saison, ohne ihren Neuzugang Joonas Poutanen schienen Hopfen und Malz aber endgültig verloren. Überragend vor allem der Auftritt des Finnen gegen Holzbüttgen. An neun von zehn Treffern seines Teams war Poutanen direkt beteiligt gewesen. Und jetzt?
Die Tage, in denen herausragende Einzelspieler, im Alleingang Titel holen konnten, sollten auch in der Bundesliga eigentlich gezählt sein. Die Meisterschaft werden jene Teams untereinander ausmachen, die genug ausländische Legionäre haben und diese am besten mit ihrem heimischen Material verzahnen.
Doch insbesondere in den weniger ausgeglichenen Kadern, irgendwo im schwammigen Mittelfeld, dominieren wenige Einzelkönner scheinbar nach Belieben und sind oft an über 50, 60 oder sogar 70 % der Tore ihrer Teams direkt beteiligt. Sollte ein sich nach vorne entwickelnder Wettbewerb aber eigentlich nicht schrittweise mehr Teamleistung einfordern? Gefühlt ist das Gegenteil der Fall.
1. Die Breite fehlt
Nur wenige Teams haben eine Breite, die es ihnen erlauben würde, mit drei Lines durchzuspielen. Schlüsselspieler kommen so oft auf weit über dreißig Minuten Spielzeit. Weniger Konkurrenz auf dem Spielbericht und viel Zeit, um Punkte zu sammeln.
2. Keine körperliche Gegenwehr
Der Bundesliga fehlt Körperlichkeit. Während nur wenige heimische Spiele ihren Körper in Zweikämpfen einzusetzen wissen und es deshalb vermeiden, werden ausländische Spieler selten als Verteidiger aufgestellt. Und wenn es doch mal so weit kommt, lassen deutsche Schiedsrichter wenig Körperkontakt zu und greifen viel zu schnell nach der Pfeife.
3. Bessere Stürmer als Verteidiger
Technisch ist die Ausbildung in Floorball-Deutschland bereits weit vorangeschritten, physisch steckt sie aber noch in den Kinderschuhen. Ebenso verhält es sich bei der individualtaktischen Ausbildung von Abwehrspielern. Diesen fehlen wesentliche defensive Kompetenzen (auch im Raum- und Positionsspiel), um besonders gute Einzelkönner „aus dem Spiel“ zu nehmen.
4. Stockendes Aufbauspiel
Die taktische Finesse der meisten Mannschaften hält sich insbesondere beim Aufbauspiel in Grenzen. Verteidiger kommen deshalb oft ins Straucheln. Ein Geschenk für kaltschnäuzige Stürmer, die verstolperte Bälle schnell aufs Tor jagen können.
5. Mittelmäßige Torhüter
Aktionen, die insbesondere auf der individuellen Fertigkeit weniger Einzelkünstler beruhen, münden meist in ungünstigere Abschlusspositionen, etwa aus Zweikämpfen heraus oder aus spitzem Winkel. Gute Goalies parieren die meisten dieser Schüsse. Nur wenige Teams disponieren aktuell aber mit Torhütern, deren Fähigkeiten jenen der Topscorer ansatzweise ebenbürtig wären.
6. Die Jungs sind einfach besser
Junge „Entwicklungssportarten“ haben es nunmal an sich, dass auch auf höchstem Niveau große Leistungsunterschiede herrschen. Diese Jungs sind also schlichtweg deutlich besser als die meisten ihrer offensiven Kollegen. Tatsächlich müsste man in den Kadern ausgewiesener Scharfschützen lange nach ähnlich kompletten Knipsern oder Vorlagengebern suchen. In Folge dessen übernehmen sie auch bewusst mehr Verantwortung und suchen mehr Abschlüsse.
Foto: Floor Fighters Chemnitz