„Wieder langfristig denken“

Mit Ralf Lisiecki holen die Red Devils einen Ex-Nationalspieler mit reichlich Bundesliga-Erfahrung auf die Trainerbank. Nach gleichermaßen ambitionierten wie durchwachsenen Jahren soll die Entwicklung in Wernigerode wieder vor dem schnellen Erfolg stehen.

Floorballmag: Ralf, du bist neuer Trainer der Red Devils. Wie kam es zu dieser Anstellung?

Ralf Lisiecki: Der Verein und die Mannschaft wollten gerne eine interne Lösung und dafür gab es nur zwei Personen – und eine war ich. Natürlich hat der Verein auch eine internationale Lösung in Betracht gezogen.

Du hast eine junge Familie. Zu arbeiten und nebenbei eine Bundesliga-Mannschaft zu coachen erfordert gutes Zeit-Management. Gib mal einen Tipp, wie man das hinbekommt. Deine Frau verdient wohl die Ehrenmitgliedschaft.

Das ist tatsächlich nicht so einfach, da meine Frau und ich vollzeit arbeitengehen und wir auch zwei Kinder haben. Aber meine Frau hat zu mir gesagt, wenn nicht jetzt wann dann. Ohne ihren Einsatz wäre das nicht möglich, dafür danke ich ihr sehr. Bestimmte werden sie und die Kinder auch das ein oder andere Mal mit zu einer Auswärtsfahrt kommen. Sie sind ja auch sportverrückt. Ich habe außerdem einen festen Co-Trainer an meiner Seite, der gleichzeitig auch Spieler sein wird.

Dich erwartet eine ordentliche Herausforderung. Seit dem Pokalsieg 2013, bei dem du einer der Champions warst, hat der Verein nichts gerissen. Spürst du Druck?

Ich persönlich mache mir keinen Druck und von Seiten des Vereins kommt auch keiner, sonst hätte ich es auch nicht gemacht. Mein Ziel ist es nicht, in den nächsten Jahren irgendeinen Pokal zu holen. Ich will, dass wir wieder langfristig denken und nicht auf Krampf TiteI gewinnen wollen.

Neuer und ehemaliger Coach im gemeinsamen Felddienst – Lisiecki (l) und Blume (r.).

Wernigerode hat in den vergangenen Jahren recht viel auf ausländische Verstärkungen gesetzt. Jungen, heimischen Spielern blieb wenig Verantwortung übrig. Hatte der Kader ein Problem mit der Balance?

Da wird Wernigerode in den nächsten drei bis vier Jahren nicht drumherum kommen. Der Unterbau ist noch zu jung. Aber unsere jungen Spieler die jetzt schon im Bundesliga-Kader stehen, werden dieses Jahr auf jeden Fall eine größere Rolle einnehmen. International haben wir nach Spielern geschaut, die besser in unser Team passen und die auch bereit sind, im Verein Aufgaben zu übernehmen. Das war auch ein Problem in den letzten Jahren, dass sie nicht ihre Erfahrungen eingebracht oder wir sie abgerufen haben.

Die Devils haben diesen Sommer mit einer ziemlichen Spielerebbe zu kämpfen. Der Wechsel von Granlund nach Leipzig ist besonders bitter, aber nur ein Transfer von vielen. In welchem Zustand ist der Kader? Werden noch Spieler kommen?

Der Kader ist gut besetzt, die Jungs sind hoch motiviert. Mit Linus und Philip haben wir zwei ebenfalls hoch motivierte Spieler geholt und haben auch in den nächsten Wochen den einen oder anderen Spieler da.

Mittlerweile kannst du deine Mannschaft gut einschätzen. Welches Spiel wird zu ihr passen? Was wird in der Bundesliga-Saison 19/20 besonders wichtig sein, um Erfolg zu haben?

Bis jetzt bin ich sehr zufrieden mit der Mannschaft. Wie wir spielen, liegt immer am Gegner. Wir werden uns aber nicht verstecken. Es kommt dieses Jahr sehr darauf an, dass die Mannschaft eine Einheit wird und jeder für jeden alles gibt.

Mit dem Abschied von Lilienthal müsste man jetzt eigentlich wieder nach den Medaillen schielen. Welches Ziel ist für dich realistisch?

Ich schiele nicht auf eine Medaille. Ich glaube, da machen sich andere Mannschaften mehr Hoffnung. Ich schaue von Spiel zu Spiel und am Ende sehen wir was dabei herauskommt.

Bildquelle: Stefanie Dabrowski | reddevils.org