Bremen mit nächstem Anlauf

Die Rückkehr in die Königsklasse musste beim TV Eiche Horn Bremen mal wieder vertagt werden. Diesen Sommer könnte Lilienthals Rückzug die Karten aber neu mischen. Für Aufwind soll auch ein neuer Trainerstab sorgen, angeführt von Topscorer Marcel Westermann.

Floorballmag: Daniel Teetz und Sina Cordsen traten von ihren Positionen zurück. Wie kam‘s dazu?

Marcel Westermann: Wir haben uns intern darauf geeinigt nicht zu viele Infos über den Entscheidungsprozess freizugeben. Es gab in der Sommerpause einige Gespräche zwischen dem Mannschaftsrat und dem Trainerteam. Dabei hat sich nach und nach herauskristallisiert, dass die Mannschaft und die Trainer unterschiedliche Ziele und Vorstellung für die neue Saison hatten. Letztendlich haben sich beide Seiten darauf geeinigt, getrennte Wege zu gehen.

Bremen startet in die neue Saison mit einem neuen Trainerstab, unter anderem mit dir als Spielertrainer.

Es war uns bewusst, dass der Trainermarkt in der Region an Kandidaten, die unseren Zielvorstellungen entsprechen, begrenzt ist. Um es kurz zu machen, alle Gespräche liefen sehr positiv, es mangelte aber schlichtweg an Zeitkapazitäten. Danach war uns bewusst, dass es auf ein Spielertrainerteam hinauslaufen wird. Wie dies im Detail aussehen wird, klärt sich in den kommenden Tagen.

Eigentlich hattet ihr vergangene Saison nach dem Aufstieg geschielt. Warum war die Konkurrenz besser?

Ich denke, wir haben uns in den letzten Jahren zu sehr auf unserer Vergangenheit ausgeruht. Es hat schlichtweg die Entwicklung gefehlt und die Konkurrenz wurde von Jahr zu Jahr stärker. Das beste Beispiel hierfür ist die DJK Holzbüttgen, die uns innerhalb von zwei Jahren komplett überholt hat.

Die Saison lief solide, in den Playoffs war aber gleich Schluss.

Die Saison startete eigentlich ganz gut. Die erste Niederlage gegen Dümpten konnten wir mit dem Sieg gegen Bonn schnell wiedergutmachen. Zu Beginn der Rückrunde zeichnete sich aber leider ab, dass wir nicht auf dem Level sind, auf dem wir uns selber erwartet hatten. Schlussendlich war Schriesheim dann einfach noch eine Nummer zu hoch für uns.

Mit Lilienthal ist der größte regionale Konkurrent untergegangen. Was bedeutet das für Eiche? Wird es Spieler geben, die zu euch wechseln?

In erster Linie bedeutet das für Eiche, dass potentiell sehr viele gute Spieler vereinslos sind und wir jetzt lokal die einzige Anlaufstelle sind. Als wir aber größtenteils Absagen aufgrund von Karriereenden, Pausen oder Umzügen in andere Regionen Deutschlands bekamen, wurde schnell klar, dass der Rückzug von Lilienthal keineswegs grundlos war. Einige Gespräche liefen dafür deutlich positiver. Diese Woche haben wir ein paar Spieler zu Gast, um sich einen Eindruck vom Team und dem Training zu verschaffen. Danach werden wir weitere Gespräche führen, ich hoffe aber, dass sich alle dafür entscheiden werden in der kommenden Saison für uns zu spielen. Jeder von ihnen hat uns zeigen können, dass Lilienthal in den letzten Jahren starke Arbeit geleistet hat.

Gibt es Namen?

Feste Neuzugänge können wir euch leider noch nicht nennen, da müsst ihr euch etwas gedulden und unsere Social Media Kanäle in den nächsten Wochen verfolgen. Natürlich ist es jetzt eine große Chance für uns, an die alten Zeiten anzuknüpfen und wieder ein Team aufzubauen, das sich langfristig in der ersten Liga halten wird.

Mit 18 Toren und 15 Vorlagen war Westermann viertbester Scorer der Liga.

Welche Ziele nehmt ihr euch für die neue Saison vor?

Über Ziele haben wir uns noch nicht allzu viele Gedanken gemacht. Ehrlich gesagt, steht die Entscheidung, dass ich diese Rolle einnehme, auch noch nicht sehr lange fest und wir stecken erst mitten in der Planungsphase. Wenn ich aber auf den potentiellen Kader für die nächste Saison blicke, sehe ich den Aufstieg als einzige Konsequenz. Der Pokalwettbewerb wird uns dann zeigen, wo wir aktuell stehen und welche Bereiche noch nicht optimal funktionieren.

Was ist für Bremen langfristig drin?

Langfristig hoffe ich sehr, dass wir es schaffen einen ähnlichen Weg wie Hamburg zu gehen, die mit einem sehr jungen aber talentierten Team gezeigt haben, dass man keine ausländischen Transfers braucht um die Playoff-Plätze zu erreichen, sondern ein starkes Teamgefühl und eine klare Spielidee wichtige Faktoren für den Erfolg sind.

Welche Baustellen siehst du aktuell als die größten Herausforderungen für Eiche?

Ich werde viele Dinge angehen, die mir als Spieler in den letzten Jahren aufgefallen sind. Im Fitnessbereich habe ich nicht den Grund für den verpassten Erfolg gesehen, deswegen wird mein Fokus vor allem auf dem Spielerischen liegen. Ich möchte dem Team eine klare Spielidee mitgeben und das Tempo im Training und in unserem Spiel deutlich anheben. Das war in der Vergangenheit einfach zu langsam. Auch Konter werden eine große Rolle spielen. Um die größte Baustelle aber herauszufiltern, genügt eigentlich ein Blick auf unsere Ergebnisse der letzten Saison. Hinten gab es in der Regel wenig Probleme, was aber nicht heißt, dass wir dort nicht noch Potential haben. Ich sehe das Problem aber eher in unserer Offensive. Wir schießen schlichtweg zu wenig Tore. Mit 90 geschossenen Toren waren wir unter den ersten fünf Teams nur Durchschnitt. Das ist für unsere Ansprüche nicht ausreichend.

Du selbst hast dich mittlerweile zu einem Routinier entwickelt. Welche Rolle siehst du für dich im Team?

Natürlich werde ich weiterhin versuchen, das Team mit meiner Leistung weiterzubringen. Dazu kommt jetzt aber zusätzlich noch, dass ich die Entwicklung der Mannschaft verantworten muss. Wir haben schon klare Vorstellung wo es hingehen soll und versprechen uns viel davon. Die ersten Trainings in der Halle haben schon gezeigt, dass die Idee genau die richtige ist und langfristig zu Erfolg führen wird. Ich stecke viel Zeit in den Sport und mir schwirren immer Verbesserungen und Ideen im Kopf herum, die ich jetzt der Mannschaft mitgeben möchte.

Die Rolle eines Spielertrainers kann sehr kräftezehrend sein.

Ich werde es auch nicht alleine machen. Im Bereich Trainingsgestaltung und Spielentwicklung werde ich auf Unterstützung einiger Neuzugänge setzen können, die Erfahrung aus unterschiedlichen Vereinen und Ländern mitbringen. Für den Fitnessbereich habe ich einen unserer Spieler gewinnen können, der selber Physiotherapeut ist. Er kümmert sich um die gesamte Planung und nimmt mir dort eine Menge Arbeit ab. Auch organisatorische Dinge übernehmen andere Spieler in der Mannschaft, sodass ich mich voll und ganz auf das konzentrieren kann, was am Ende auf dem Feld entscheidend ist. Ich denke also, dass wir das Problem als Mannschaft sehr gut gelöst haben und das Teamgefühl dieses Jahr besonders gestärkt wird.

Fotos: TV Eiche Horn Bremen