Deutscher Altmeister zurück in der SSL

Er ist der beste Floorballspieler, den Deutschland je hatte. Drei Mal konnte er bereits die Meisterschaft in Schweden gewinnen. Für die deutsche Nationalmannschaft spielte er beim größten Erfolg der deutschen Floorballgeschichte eine Schlüsselrolle. Jetzt ist Frederik Holtz mit 36 Jahren zurück in der besten Floorball Liga der Welt. Und es soll noch lange nicht Schluss sein. Wir haben mit ihm gesprochen.

Die größten Erfolge seiner Karriere feierte Frederik Holtz in Uppsala. Mit Storvreta konnte er drei Jahre in Folge die schwedische Meisterschaft gewinnen. Nachdem er von 2015 bis 2018 in der Schweiz bei Rychenberg-Winterthur gespielt hatte, kehrte er nach Uppsala zurück. Doch es zog den ehemaligen deutschen Nationalspieler nicht etwa zu Storvreta oder Sirius, stattdessen ging Holtz zu Hagunda IF, einem ambitionierten Zweitligisten und damit drittbedeutendsten Floorballclub in der Region.

Für Hagunda war der Transfer die Hammermeldung schlechthin. Einen ehemaligen Weltstar kann man als Zweitligist nicht alle Tage als Neuzugang vorstellen. Entsprechend hoch waren die Erwartungen, die Holtz in der ersten Saison auch direkt bestätigen konnte. Er führte Hagunda in der Saison 2018/19 bis ins Finale um den Aufstieg in die SSL. Dort scheiterte man allerdings knapp an Warberg. Mit 3:2 ging die Serie verloren, das entscheidende fünfte Spiel gewann Warberg mit 4:3.

Die Saison 2019/20 endete bekanntlich aufgrund von Corona frühzeitig. Zwar erreichte Hagunda erneut die Playoffs, aber da diese bekanntlich nicht gespielt wurden, gab es kein erfolgreiches Ende der Saison 2019/20. Ein Jahr später wurden wieder Playoffs gespielt und Hagunda ist wieder mit von der Partie. Als Dritter der Nordstaffel ging es in die Postseason. Einer hatte diese Saison nachweislich so richtig abgeliefert. Mit 36 Jahren avancierte Frederik Holtz nochmal zum Top-Scorer seines Teams und war maßgeblich dafür verantwortlich, dass Hagunda wieder die Playoffs erreichte.

In den Playoffs ging es in der ersten Runde gegen AIK. Das erste Spiel der best of three Serie ging mit 5:7 an das Team aus Stockholm. Doch Holtz und seine Mitspieler konnten die Serie in den beiden darauffolgenden Spielen noch drehen und damit für sich entscheiden. Mit 11:8 und 8:4 gewann Hagunda. Das Playoff-Finale war erreicht. Dort wartete ein alter Bekannter.

Wie auch schon 2019 ging es in der alles entscheidenden Serie gegen Warberg. Genau wie damals, gewann Warberg das erste Spiel. Mit 10:4 gab es eine richtige Klatsche für Hagunda. Ein Spiel auf das Holtz nicht gerne zurückblickt: „Wir waren so schlecht und haben so viele Fehler gemacht. Wir standen sehr hoch und Warberg hat uns einfach ausgekontert.“ Trotzdem kamen nach dem Spiel keine Zweifel auf, dass der tragische Playoff-Verlauf von 2019 sich in 2021 wiederholen könnte: „Wir haben uns klargemacht, dass es in den Playoffs darauf ankommt sich im Laufe der Serie immer besser an den Gegner anzupassen. Entsprechend ist das erste Spiel einer Serie nicht von so hoher Bedeutung. Wir haben gelernt, welche Stärken Warberg hat und welche Schwächen sie haben. Das konnten wir in den weiteren Spielen zu unserem Vorteil nutzen.“

Tatsächlich konnte Hagunda die nächsten zwei Spiele beide knapp mit 7:6 für sich entscheiden. Jetzt fehlte nur noch ein Sieg und der Aufstieg in die SSL wäre perfekt. Holtz und sein Team gingen selbstbewusst ins vierte Spiel der Serie. In eigener Halle wollten sie historisches erreichen. Das erste Drittel verlief noch ausgeglichen, mit 1:1 ging es in die erste Pause. Im Mitteldrittel konnte sich Hagunda dann allerdings absetzen und das Drittel mit 5:1 gewinnen. Im Schlussdrittele war Warberg dann gebrochen. Am Ende stand ein 12:4 auf der Anzeigetafel und Holtz und seine Mitspieler brachen in großen Jubel aus. Der Aufstieg in die SSL war geschafft.

Mit etwas Abstand sieht Frederik Holtz einen klaren Grund dafür, warum es dieses Mal mit dem Aufstieg geklappt hat: „2019 haben wir uns in die Spiele reingekämpft. Das war unsere große Stärke, aber wir haben uns weiterentwickelt. Jetzt gewinnen wir Spiele aufgrund von unserer spielerischen Qualität und müssen nicht über den Kampf kommen, was jedes Mal mit einer großen Anstrengung verbunden war.“ Außerdem freut es ihn natürlich, dass der Aufstieg nun ausgerechnet gegen Warberg gelungen ist: „So eine Revanche ist immer eine schöne Sache“, sagt er und grinst.

Frederik Holtz jubelt nach dem Aufstieg //Foto: Per Wiklund

Angesprochen auf seine Schlüsselrolle in Kombination mit seinem Alter sagt Holtz, er könne noch ganz gut mit den Jungs mithalten, aber es komme ihm auch zugute, dass er auf seine Erfahrung bauen kann. Er wisse, dass es häufig nicht wichtig ist mit dem Ball zu laufen, ein guter Pass ist oft mindestens genauso wertvoll. Außerdem hätte er bisher sehr viel Glück gehabt, was Verletzungen angeht. „Dafür bin ich sehr dankbar, ich versuche einfach auf meinen Körper zu achten und mich fit zu halten“, erklärt Holtz.

Auf die Frage welche Bedeutung der Aufstieg für ihn persönlich hat antwortet Holtz: „SM-Gold (Anm. d. Red.: schwedische Meisterschaft) bleibt SM-Gold, das kann eigentlich nichts überbieten aber der Aufstieg bedeutet mir auch viel. Die Entwicklung des Teams zu sehen und für den Verein historisches zu erreichen ist etwas Besonderes.“

Für Hagunda geht es in der nächsten Saison in der SSL gegen die ganz großen Namen im Floorball. Es waren aber auch vier ganz spezielle Spiele auf das Team: Die Derbys gegen Storvreta und Sirius. Die Vorfreude auf diese Spiele ist auch bei Holtz sehr groß: „Die Derbys werden absolute Highlights, hoffentlich werden wir dann vor Zuschauern spielen können, dann ist die Atmosphäre am besten.“ Dass es diese Derbys nicht nur in der kommenden Saison geben soll, macht Fredrik Holtz klar als er über Ziele spricht, die er noch erreichen möchte. Er würde gerne noch für Hagunda in den SSL Playoffs auflaufen, sagt Holtz. Fertig ist er also noch lange nicht.

Inwiefern verfolge er noch den deutschen Floorball, wollen wir wissen. Holtz sagt, er versuche immer die Playoffs zu gucken, das gestalte sich allerdings nicht immer ganz so leicht. Eine verständliche Aussage, wenn man sich etwas mit dem aktuellen Status der Livestream Thematik beschäftigt. Ein Grund mehr, hier in der nächsten Zeit Fortschritte zu machen. Zum Abschluss hat Frederik Holtz noch einen Tipp für den deutschen Floorball Nachwuchs: Viel Passen trainieren und vor allem viel spielen: Ein kleines Feld, 3 gegen 3, Straßenregeln – das bringe am meisten sagt er. So lernt man, wie man seinen Körper im Zweikampf richtig einsetzt.