Da muss man seinen Hut ziehen!

Im Beachvolleyball wurde in letzter Zeit einiges richtig gemacht. Das zeigt sich auch beim aktuellen Turnier in Düsseldorf. Eindrucksvoll beweisen Alexander Walkenhorst und seine Crew, wie man eine junge, moderne Sportart attraktiv in Szene setzt. Aber warum genau sind die Beachvolleyballer so erfolgreich und was kann der Floorball davon lernen?

Alles begann im Sommer 2020, die nationale Tour im Beachvolleyball wurde aufgrund der Corona-Pandemie komplett abgesagt. Lediglich die Deutschen Meisterschaften Anfang September sollten wohlmöglich noch stattfinden. Der Deutsche Volleyball Verband (DVV) hatte also alles abgesagt. Aber ein Sommer ohne Beachvolleyball kam für Profi Alexander Walkenhorst nicht infrage. Kurzerhand ließ er seine Kontakte spielen und organisierte „Die Beachliga“.

Vier Wochen lang gab es Beachvolleyball satt. Von morgens bis abends wurde auf der Anlage neben der Düsseldorfer Fußballarena Beachvolleyball auf höchstem deutschen Niveau gezeigt. Und obwohl es einige Interessenten für die Übertragungsrechte gab, entschieden sich Walkenhorst und Co dafür den Livestream auf eigene Faust umzusetzen. Gestreamt wurde das ganze Event auf der Streamingplattform Twitch. Eine besondere Rolle nahmen dabei auch die Zuschauer zu Hause ein, die interaktiv im Chat mitwirken konnten. So war es Aufgabe des „Chats“ nach jedem Spiel den MVP zu wählen, sowie Fragen an die SportlerInnen zu stellen, für das Interview nach einem Spiel.

Nach vier Wochen Beachliga konnte man eine sehr positive Bilanz ziehen. Die Idee Sport live auf Twitch zu übertragen wurde weiterentwickelt, es entstand TROPS4. In den folgenden Monaten wurden dann einige Sportevents von TROPS4 live auf Twitch übertragen, doch jetzt im Januar ist es wieder Zeit für Beachvolleyball.

Erneut in Düsseldorf, zu dieser Jahreszeit allerdings in der Halle, findet die German Beach Trophy statt. Wieder gibt es jedes Spiel live zu sehen auf Twitch. Doch mit diesem Event gehen Walkenhorst und sein Team noch einen Schritt weiter. Das Team ist mittlerweile sehr groß geworden, dabei verschmelzen die Grenzen zwischen Community und Team TROPS4 immer mehr, da immer mehr Personen aus der Community das Projekt, zum Großteil ehrenamtlich, mit ihrer Arbeit und ihren Ideen unterstützen.

Neben dem täglichen Livestream, der zwölf Stunden Beachvolleyball liefert, werden dauerhaft auch noch alle erdenklichen Sozialen Kanäle mit Content bespielt. Von daily Vlogs auf YouTube, die einen Einblick hinter die Kulissen bringen, gibt es jede Menge Highlight Clips auf Instagram und kleine spaßige Videos auf TikTok. Außerdem betreibt Walkenhorst seinen Podcast „Ohne Netz und sandigen Boden“, der weitere Informationen aus erster Hand liefert.

Zusätzlich zum ganzen Content-Angebot wurden noch einige Anpassungen vorgenommen, um das Event für die junge Zielgruppe zu optimieren. So gibt es zwar jeden Tag zwölf Stunden Beachvolleyball, aber nicht wie man meinen könnte von 9:00 bis 21:00, sondern von 11:00 bis 23:00. Denn in den Abendstunden sind die Nutzer auf Twitch am aktivsten und der gemeine Student steht morgens eh nicht vor 10:00 auf.

Alles in allem ein unglaublicher Aufwand, der sich für die Sportart aber extrem gelohnt hat und das auch weiterhin tut. Auch bei Twitch kommt TROPS4 sehr gut an. Das Unternehmen belohnt das Engagement mit einer Platzierung auf seiner Startseite, was für den Livestream und die Sportart Goldwert ist. Denn so kommen klicken andauernd neue Leute auf den Stream, die zuvor noch keine Berührungspunkte mit der Sportart hatten. In Summe macht das dann in Hochzeiten bis zu 13.000 Livezuschauer aus.

Dass sich die Arbeit im wahrsten Sinne des Wortes auch auszahlt, zeigt die Community, die zum einen den Stream mit einem kostenpflichtigen Abo unterstützt und zum anderen jede Menge Geld spendet, das komplett ins Preisgeld und damit an die Spieler geht. So erreichen die Organisatoren der German Beach Trophy ein für Beachvolleyball Verhältnisse hohes Preisgeld, weil die Community bereit ist für den Content etwas zu zahlen.

Insgesamt vierdienen Alex Walkenhorst, Daniel Wernitz, Dirk Funk und Co jede Menge Respekt und Anerkennung, für das, was sie in den vergangenen zwei Jahren für den Beachvolleyball geleistet haben. Alles fing mit einem kleinen Podcast an und hat sich mittlerweile zu einem riesigen Konstrukt entwickelt, in dem eigene Turniere organisiert und in der Vermarktung neue Wege gegangen werden. Sie haben es geschafft, ihre Sportart weiter in Richtung Mainstream zu leiten, wobei der Prozess noch lange nicht vorbei ist.

Im Floorball ist es derweil immer die gleiche Leier: „Unser Sport ist ja so toll, der muss bekannter werden“. Und trotzdem herrscht seit Jahren quasi Stagnation. Immer wieder wird nach dem DOSB beitritt von fehlenden Zielen gesprochen, alle malen sich aus, wie schön es wäre, wenn Floorball mal im Fernsehen laufen würde. Aber das ist nicht der richtige Weg. Das lineare Fernsehen wird immer unbedeutender. Im Floorball will man, wie auch im Beachvolleyball eine junge Zielgruppe erreichen. Das tut man aber nicht im TV. Die Jugend von heute verbringt sehr viel Zeit auf Twitch und YouTube, sowie auf Instagram und neuerdings auch auf TikTok, Auch im Floorball muss es das Ziel sein, auf diesen Plattformen erfolgreichen Content zu liefern.

Im Beachvolleyball hat sich insbesondere Walkenhorst das ein oder andere Mal mit dem DVV angelegt. Und obwohl der Verband zum Großteil gegen ihn arbeitet, ist es ihm gelungen etwas großes auf die Beine zu stellen. Im Floorball könnte es unsere Chance sein als Community unter der Leitung des Verbandes die nächsten Schritte für unsere Sportart zu gehen. Denn eigentlich, und das wissen wir alle, ist der Floorball eine junge, schnelle, dynamische und vor allem moderne Sportart. Nur müssen wir uns jetzt auch als solche vermarkten und gemeinsam an einem Strang ziehen und nicht jeder sein eigenes Süppchen kochen.

Und auch wenn Corona dafür gesorgt hat, dass derzeit unser Lochball ruht und es noch etwas dauern wird, bis wir wieder Sport haben, den wir vermarkten können, sollte zumindest die Marschrichtung feststehen…

Wer sich ein Bild machen will, wie die Beachvolleyballer ihren Sport streamen: Hier geht es zu TROPS4

Ansonsten gönnt euch nochmal das Video der IFF, um wieder festzustellen, wie geil Floorball eigentlich ist: