Große Bühne, kleines Spiel

Als Floorball vor etwas über zehn Jahren zum ersten Mal bei „Schlag den Raab“ präsentiert wurde, schien eine Schallmauer durchbrochen. Doch heute, eine ganze Dekade und zahlreiche Wiederholungen später, ist die Sendung nur eine Erinnerung daran, wie wenig wir bislang erreicht haben. Am vergangenen Samstag war es wieder soweit.

„Das ist doch kein Ball“, hatte Mario Basler in Eltons Richtung gerotzt, sympathisch wie die Spanische Grippe. Gegen Fernseh- und deshalb Starkoch (oder Star- und deshalb Fernsehkoch) Frank Rosin zwirbelt er das kleine Runde dann aber viermal ins Netz, fast so schlitzohrig wie damals, Champions League Finale 1999, Freistoßtor gegen Manchester. Doch diesmal geht alles gut aus. Kein Ole Gunnar Solskjaer im Strafraum, auch kein Teddy Sheringham. Nur Frank Rosin. Am Ende steht’s 4:2 für den mürrischen Fußballgott (Video). Ach, der Mario.

Taucht Floorball bei „Schlag den Star“ (früher „Schlag den Raab“) auf, ist die Szene auf Achse. Ganz große Bühne, früher über 3 Millionen Zuschauer, heute zumindest die Hälfte. Geil. Jetzt geht’s ab, morgen ruft die Sportschau an und kauft die Rechte an der Bundesliga. Wir brauchen dringend noch ’nen Finnen. Und wo stellen wir den Welke hin?

Pustekuchen.

Die Aufnahme von Floorball in ein derart populäres Abendprogramm war tatsächlich eine Errungenschaft und eine große Chance – ist es vielleicht bis heute noch. Sie ist aber auch eine Erinnerung ans eigene Scheitern. „Der schlafende Riese“, wie die FAZ 2012 titelte, er schläft noch immer tief und fest. Ein bisschen dank der IFF, ein bisschen dank müder Verbandsleute, vor allem aber dank einer bequemen Szene.

Deutsche Floorballerinnen und Floorballer tragen einen seltsamen Anspruch inne, ein Gefühl der ungerechten Behandlung, der Bringschuld anderer, der Unfähigkeit jener, die Verantwortung tragen. Warum sind wir nicht weiter? Warum macht ihr nicht mehr draus? Ihr. Wir spielen, das ist auch ein Beitrag.

Nein, ist es nicht.

Der tschechische Verband ist kein einfaches, aber doch ein gutes Vorbild – zumindest das Beste, das wir haben. Nach einem starken organischen Wachstum Ende der 90er und Anfang der 00er lief die Sportart Gefahr zu stagnieren. Der Verband griff und forderte ein, oft zu viel, aber dadurch auch genug. Man erhöhte Beiträge, verschärfte Regularien und stellte hauptamtliche Mitarbeiter ein, mit entsprechender Qualifikation und „echter“ Verantwortung. Heute ist man die Nummer zwei hinter Fußball.

Denn die Kraft einer jungen Sportart kommt aus ihrer Mitte. Wer im deutschen Floorball die Unterstützung der Szene braucht, weiß wie träge sie ist. Das Floorball Final4 ist ein wunderbares Beispiel. Natürlich gibt es sie, die wahnsinnigen Träumer, die sich mitreißen lassen und machen und tun und am Ende etwas Tolles schaffen. Aber es gibt auch die Mäckler und noch schlimmer die Maulhelden und Schaumschläger, die an der Theke mit dem Kopf schütteln, warum es die anderen denn nicht besser machen.

Aber wenn sie können, dann können sie gerade nicht.

„Schlag-den-Star“-Posts teilen? Gerne. Selfies bei der WM? Bitte sehr. Aber wirklich anpacken, beim Großen und Ganzen, außerhalb des eigenen Teams? Dafür reicht angeblich die Freizeit nicht. Also doch, aber man hat ja Spieltag und will auch andere Dinge machen. „Schlag den Star“ gucken zum Beispiel. Ach, der Mario.

Foto: Screenshot ProSiebenSat.1 Digital GmbH